Urlaubstrends

Rückkehr der Reiselust

Von Michael Gneuss und Jens Bartels · 2022

Die Coronapandemie hat die Reisebranche aufgemischt. Geblieben sind alte Gewohnheiten und neue Trends. Auf der einen Seite verreisen die Deutschen mit großem Abstand immer noch am liebsten in ihrem eigenen Land. Auf der anderen Seite wünschen sich die Bundesbürgerinnen und -bürger mehr Nachhaltigkeit sowie Individualität und setzen dabei vermehrt auf Naturreiseziele.

Eine Frau und ein Mann wandern im Grünen.
Die Sehnsucht nach Urlaub ist groß. Foto: iStock / BartekSzewczyk

Die Sehnsucht ist groß: endlich mal wieder die Koffer packen und einfach losfahren. Und die Liste möglicher Reiseziele in Deutschland ist lang. Auf dem Zettel steht noch immer ein Sprung in den Rappensee: In den Allgäuer Alpen auf über 2.000 Metern lassen sich Erfrischung und leckere Brotzeit prima miteinander verbinden. Zu den lang gehegten Wünschen gehört auch eine abenteuerliche Wanderung inklusive der Überquerung der Ziemestalbrücke, ein stillgelegtes Bahnviadukt mit einer 115 Meter langen Stahlkonstruktion auf der ehemaligen Bahnstrecke von Triptis nach Marxgrün in Thüringen. Oder die nächste Reise führt in den hohen Norden der Republik. Auf Rügen würde die besondere Herausforderung warten, einmal mit dem Rad die größte deutsche Ostseeinsel in ihrer Gesamtheit zu umrunden. Klar ist: Kaum ein anderes Reiseland bietet so einen Facettenreichtum wie Deutschland. Entsprechend überrascht es nicht, dass sich noch mehr Menschen in diesem Jahr für die Bundesrepublik als ihr Hauptreiseziel entscheiden. 

Mehr Reisen geplant

Denn die Reiselust kehrt zurück. Zwar bremsen nach Einschätzung der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) die Unsicherheit und die Einschränkungen durch Corona immer noch die Umsetzung mancher Reiseideen. Dennoch haben laut der aktuellen Analyse der FUR 61 Prozent der Befragten Lust auf eine Urlaubsreise. Im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 51 Prozent. Passend zum Reise-Nachholbedarf werden die Faktoren Zeit (72 Prozent) und Geld (70 Prozent) zum Reisen als so günstig eingeschätzt wie seit 2013 nicht mehr. Insgesamt wird von etwa 60 Millionen Urlaubsreisen der Menschen hierzulande ausgegangen, etwa zehn Millionen mehr als im vergangenen Tourismusjahr.

Bayern bleibt Spitzenreiter

Das eigene Land wird nach Ansicht der Experten auch 2022 das Lieblingsreiseziel der Deutschen bleiben. Schon im vorigen Jahr fanden etwa die Hälfte aller Urlaubsreisen in Deutschland statt und damit in etwa so viele wie in den 1970er-Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt die Tourismusanalyse 2022 der Stiftung für Zukunftsfragen. Im Vergleich zum Coronajahr 2020 war der Anteil dabei etwas geringer (2020: 56 Prozent), gegenüber dem Vor-Corona-Jahr jedoch deutlich höher (2019: 34 Prozent). Ein Blick auf die Marktanteile der einzelnen Bundesländer verrät, dass die Feriendestinationen in Bayern im vergangenen Jahr den innerdeutschen Wettbewerb für sich entscheiden konnten. Insgesamt verbrachte 2021 fast jeder zehnte Reisende seinen Urlaub in Bayern. Auf den weiteren Plätzen folgen die Ferienziele an Nord- und Ostsee. Verglichen mit dem Vorjahr konnte Mecklenburg-Vorpommern seinen Marktanteil noch einmal ausbauen, während die norddeutschen Reiseziele in Niedersachsen und Schleswig-Holstein Einbußen verzeichnen mussten. Da jedoch der Anteil der Reisenden insgesamt um 32 Prozent gestiegen ist und sich damit auch die Gesamtzahl der Urlauber erhöht hat, konnten sich sämtliche Urlaubsregionen über mehr Besucher freuen.

Urlaubstrends: Wunsch nach Entschleunigung

Insgesamt hat die Coronapandemie das Reisen verändert. Dies zeigen die aktuellen Reisetrends. So legt die Mehrheit der Deutschen nach den anstrengenden Coronajahren Wert auf Entschleunigung und Achtsamkeit. Der Großteil der Befragten gab in einer Umfrage von Booking.com an, dass Urlaub ihrem mentalen und emotionalen Wohlbefinden mehr hilft als andere Formen der Selbstfürsorge. Zunehmend bekommen auch Themen wie Nachhaltigkeit oder Individualität mehr Gewicht. Urlauber achten zum Beispiel häufiger auf die Wahl des Verkehrsmittels, ökologische Unterkünfte oder umweltfreundliche Freizeitaktivitäten und versuchen, auch im Urlaub ihren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Darüber hinaus verbringt eine steigende Zahl der Deutschen ihre Jahresfreizeit statt als Pauschalurlaub lieber beim Camping, im Ferienhaus oder in einem individuell gebuchten Hotel.

Reiseziele in der Natur

Immer beliebter wird Deutschland auch als Naturreiseziel. Darauf hat die Deutsche Zentrale für Tourismus hingewiesen. Besonders Urlaub am Wasser gewann in der Gunst der Reisenden mit einem Plus von 16 Prozent gegenüber 2020. Ein wesentlicher Grund dafür ist das vielfältige Angebot. Mehr als 12.000 natürliche Seen, davon etwa 750 mit mehr als 50 Hektar Wasserfläche, 1.200 Küstenkilometer an Nord- und Ostsee sowie fast 900 große und kleine Flüsse – die ausgedehnten deutschen Wasserreviere bieten beste Bedingungen der aktiven Erholung für Freizeitsportler. Sie begeistern sich unter anderem für die vielen flachen und gut ausgebauten Radwanderwege entlang der Flussufer, fahren mit Hausboot oder Flusskreuzfahrtschiff auf den Wasserwegen der Republik oder entdecken in einem Lokal direkt am Wasser die kulinarische Vielfalt Deutschlands. Zugleich sind in den deutschen Metropolen wie Berlin oder Hamburg Stadtstrände beliebte Hotspots bei Partygängern. Künftig wird sogar ein ganzes Braunkohlerevier zu einem Wassersportparadies: Mit dem Lausitzer Seenland wächst derzeit Europas größte künstliche Seenlandschaft durch die Flutung ehemaliger Tagebaue in der Lausitz in Brandenburg. Weitere Entdeckungen für die nächste Reise in Deutschland finden Sie auf den nächsten Seiten.

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